Trauriger Protest auf dem Roten Platz in Moskau

An diesem Fre­itag find­et in Moskau der “Inter­na­tionale Tag der Jugend” statt. Und dafür hat sich der 23-jährige Dim­itri Schdanow einen trau­ri­gen und schock­ieren­den Protest ein­fall­en lassen.

dimitir

Um auf Gewalt gegen LGBT-Jugendliche hinzuweisen, liess sich der gehbe­hin­derte Dim­itri gefes­selt und mit ein­er Regen­bo­gen­fahne geknebelt von seinen „Eltern“ zum Gebet und Beichte zur Basil­ius-Kathe­drale schleifen.

Die vie­len Zuschauen­den auf dem Platz liess die Aktion kalt und ein zu HIl­fe gerufen­er Polizist behan­del­ten Dim­itri und seine als Eltern verklei­de­ten Mit­stre­i­t­en­den nicht ger­ade zim­per­lich – sie wur­den kurzzeit­ig festgenom­men.

Gegenüber sozialen Medi­en und her­beigeeil­ten Medienvertreter*innen erk­lärte Dim­itri, dass er mit der Aktion auf Gewalt durch Eltern aufmerk­sam machen wolle, die ihre Kinder wegen ihrer sex­uellen Ori­en­tierung oder Geschlecht­si­den­tität ablehnen und zur „Lösung des Prob­lems“ in Kirchen oder in die Psy­chi­a­trie schick­en. Zudem ver­wies er auf die hohe Anzahl von Selb­st­mor­den unter rus­sis­chen Jugendlichen – es wird ver­mutet, dass darunter viele LGBT-Jugendliche sind.

Gerade 15 Prozent halten Homosexualität für “normal”

Das deutsche Mag­a­zin ‘Män­ner’ eine Umfrage über die Ein­stel­lung der rus­sis­chen Bevölkerung gegenüber LGBT veröf­fentlicht. Die beängstigten Zahlen zeigen klar: Staatliche Poli­tik bee­in­flusst die Ein­stel­lun­gen von Men­schen. Putins poli­tis­ch­er Kurs, LGBT-Men­schen aus dem All­t­ag zu ver­ban­nen, schürt Äng­ste und Vorurteile.

Gemäss der Umfrage glauben mehr als zwei Drit­tel der rus­sis­chen Bevölkerung, dass Homo­sex­u­al­ität wahlweise eine Krankheit (27 Prozent) oder das Ergeb­nis schlechter Erziehung (25 Prozent) ist. Ger­ade 15 Prozent hal­ten Homo­sex­u­al­ität für “nor­mal”. Fast ein Drit­tel aller Befragten gab zudem an, Schwulen und Les­ben mit Abscheu oder Angst zu begeg­nen, weit­ere 44 Prozent sind “irri­tiert” oder “vor­sichtig”.

Beson­ders besorgnis­er­re­gend sind zwei Trends, die regelmäs­sige Umfra­gen aufzeigen: So gibt es in Rus­s­land immer weniger Men­schen, die Schwulen und Les­ben “gle­iche Rechte” zugeste­hen wollen. Noch 2013 forderten 13 Prozent der rus­sis­chen Bevölkerung eine staatliche Ver­fol­gung von LGBT — jet­zt sind es bere­its 19 Prozent.