«Stumm»: Kurzfilm über zwei verliebte Jungs, deren Liebe auf eine Probe gestellt wird

Shake­speare schrieb: «Nichts kann den Bund zwei treuer Herzen hin­dern, die wahrhaft gle­ichges­timmt». Son­dre und Elias lesen den Text ger­ade im Schu­lun­ter­richt. Ihre Hän­den berühren sich heim­lich unter der Schul­bank. Denn sie fühlen bei­de, dass sie für einan­der bes­timmt sind. Aber da weiß Son­dre noch nicht, dass Elias eine Nachricht hat, die ihn erschüt­tern wird.

Queere Filme mit tragischem Ende desillusionieren Teenager

«Stumm» ist ein Kurz­film von Eilidh Gow aus Schot­t­land und David Boneck­er aus Öster­re­ich. Die bei­den jun­gen, queeren Filmemach­er haben ihn während eines gemein­samen Aufen­thaltes in Nor­we­gen pro­duziert. Die Idee dazu kam Eilidh nach dem Besuch eines LGBT+Filmfestivals, bei dem alle Kurz­filme ein tragis­ches Ende hat­ten:

Ich bin trau­rig und frus­tri­ert nach Hause gegan­gen. Ich fand es schreck­lich, dass unge­outete Teenag­er nur solche Beispiele zu sehen bekom­men. Also dachte ich, es ist an der Zeit, jet­zt wo ich geoutet bin, einen eige­nen Film zu machen, der nicht mit ein­er toten oder zusam­mengeschla­ge­nen Per­son endet.

Das Drehbuch entwick­elte Eilidh, die Regie führte, zusam­men mit David, welch­er für die Kam­era ver­ant­wortlich war. Davids eigene Erleb­nisse waren die Inspi­ra­tion für den Charak­ter von Son­dre. Er war nach dem Ende ein­er kurzen und inten­siv­en Beziehung nach Nor­we­gen geflüchtete, um sich dort eine Auszeit zu nehmen:

Das Trau­ma, weil man von einem geliebten Men­schen ver­lassen wur­den und dadurch noch mehr Ver­lustäng­ste hat, sind alles Dinge, durch die ich per­sön­lich gegan­gen bin und die auch immer noch Bestandteil meines All­t­ags sind. Aber das ist auch Bestandteil von so vie­len Men­schen da draußen. Das woll­ten wir ein­fach mit­nehmen und zeigen: «Hey, du bist nicht alleine, es wird bess­er und nicht alles hat ein defin­i­tives Ende».

Der Filmtitel ist Programm

Der Film kommt ins­ge­samt mit wenig Sprache aus. Hier sind deut­lich die Ein­flüsse von David zu merken, der auf seinem YouTube-Kanal son­st vor allem Land­schaften filmisch in Szene set­zt. Und auch Eilidh, die auf YouTube bere­its mehrere Kurz­filme veröf­fentlicht hat, lässt die Zuschauer*innen gern beobacht­en statt jede Szene mit Hand­lung und Text zu über­fracht­en. So ist ein Film ent­standen, der in die Gefühlswelt zweier Teens ein­taucht und diese in der Ein­samkeit und Schön­heit von Sta­vanger (Nor­we­gen) insze­niert.

Ent­standen ist so ein sehenswert­er und berühren­der Kurz­film, der in zwei Län­dern zu Ende gestellt wurde. «Wir haben uns seit dem Film­dreh vor mehr als einem Jahr nicht per­sön­lich wiederge­se­hen», sagt Eilidh. Die Post­pro­duk­tion brauchte deshalb viel länger als erwartet. «Wir haben unter­schätzt, welchen Effekt es auf den Schnitt hat, wenn man in zwei ver­schiede­nen Län­dern lebt», fügt sie hinzu.