Protest gegen die Schwulen-Jagd in Tschetschenien auf dem Waisenhausplatz in Bern

Wir wur­den immer unter­halb der Taille geschla­gen: Beine, Hüften, Hin­tern. Sie sagten, wir wären wie Hunde, die kein Recht auf Leben haben.

Gestern Abend haben sich auf dem Waisen­haus­platz in Bern knapp 200 Men­schen ver­sam­melt, um Sol­i­dar­ität mit den in Tschetsche­nien von Sicher­heit­skräften ver­fol­gten, ver­hafteten, bru­tal mis­shan­del­ten und sog­ar ermorde­ten schwulen Män­nern zu zeigen.

Die Forderung der Redner*innen und Demon­stri­eren­den war entsprechend unmissver­ständlich:

  • Der Bun­desrat muss sich zusam­men mit der inter­na­tionalen Gemein­schaft mit aller Kon­se­quenz für die sofor­tige Beendi­gung der staatlichen Ver­fol­gung ein­set­zen.
  • Der Bun­desrat soll Tschetsche­nien anbi­eten, die inhaftierten Män­ner im Rah­men ein­er human­itären Aktion als Flüchtlinge sich­er in die Schweiz zu brin­gen.
  • Rus­s­land muss auf die Ein­hal­tung der Men­schen­rechte verpflichtet wer­den und diese auch in Tschetsche­nien durch­set­zen.

Nach Angaben von Quar­teera — der Vere­in betreut in Deutsch­land LGBT aus Rus­s­land und rus­sis­chen Teil­re­pub­liken — find­et seit Jahren in Tschetsche­nien eine Ver­fol­gung von Les­ben, Schwulen und trans* Men­schen statt und hat offen­bar ger­ade mit regel­recht­en Het­z­jag­den auf Schwule einen bru­tal­en Höhep­unkt erre­icht — in einem Land, wie der tschetschenis­che Präsi­dent Ram­san Kady­row mehrmals schon betonte, regionale Tra­di­tio­nen wichtiger seien als Geset­ze. So sagte ein Sprech­er des tschetschenis­chen Präsi­den­ten: «Du kannst keine Per­so­n­en ver­haften oder unter­drück­en, die in der Repub­lik nicht existieren». Und ein Mit­glied des Men­schen­recht­srat von Tschetsche­nien sagte: «Ich bin überzeugt, dass jed­er Men­sch in Tschetsche­nien, der Tra­di­tio­nen achtet, alles tun wird, damit wir keine solchen Men­schen haben».

In mein­er Ansprache als Vertreter der HAB betonte ich auf dem Bern­er Waisen­haus­platz, dass es nicht sein darf, «dass die Nich­tex­is­tenz von trans und homo­sex­uellen Men­schen durch die Ermor­dung dieser bewiesen wird». Zudem äusserte ich die Hoff­nung, «dass die äusserst bru­tale Gewalt von Sicher­heit­skräften in Tschetsche­nien gegen LGBT nicht auf andere rus­sis­che Teil­re­pub­liken oder Rus­s­land sel­ber über­schwappt». Mit dem rus­sis­chen Gesetz, das «Pro­pa­gan­da für Homo­sex­u­al­ität» unter Min­der­jähri­gen oder in der Öffentlichkeit ver­bi­etet, haben wir ja schon einen Vorgeschmack erhal­ten.

Daniel Frey, AG Poli­tik