LGBT-Verbände klar gegen die No-Billag-Initiative

Am 4. März 2018 stim­men Volk und Stände über die soge­nan­nte «No-Bil­lag-Ini­tia­tive» ab. Die LGBT-Ver­bände FELS, LOS, Net­work, Pink Cross, TGNS und Wyber­Net empfehlen den Stimmbürger*innen, diese Ini­tia­tive mit einem deut­lichen Nein abzulehnen.

Auf Sendung: Vielfalt im GAYRA­DIO-Stu­dio

Infolge der Dig­i­tal­isierung aller Lebens­bere­iche ste­ht auch das Schweiz­er Medi­en­sys­tem in einem kom­plet­ten Umbruch. Wer­begelder wer­den zunehmend ins Inter­net ver­lagert. Schnell gemachte Gratis-Ange­bote bre­it­en sich immer stärk­er aus. Der Qual­ität­sjour­nal­is­mus, der dif­feren­ziert berichtet und auch Hin­ter­gründe ausleuchtet, hat einen immer schw­er­eren Stand. Dies wird in ein­er direk­ten Demokratie zum staat­spoli­tis­chen Prob­lem: die abstim­menden und wäh­len­den Bürg­erin­nen und Bürg­er sind für ihre Mei­n­ungs­bil­dung auf eine vielfältige, unab­hängige und aus­ge­wo­gene Berichter­stat­tung mit einiger Tiefen­schärfe angewiesen, wenn sie ihre Ver­ant­wor­tung wahrnehmen wollen.

Aus­gerech­net in dieser Sit­u­a­tion bei den elek­tro­n­is­chen Medi­en, sowohl bei den öffentlich-rechtlichen wie bei den meis­ten pri­vat­en, einen Kahlschlag zu provozieren, käme einem mas­siv­en Schnitt ins eigene Fleisch gle­ich. Ger­ade die Min­der­heit­en in unserem Land, nicht nur die sprach­lichen, kämen in ein­er rein kom­merziellen Medi­en-Land­schaft mas­siv unter die Räder. Diskus­sions-Sendun­gen mit etwas Bre­ite und Tiefe, z.B. zur Geschlecht­si­den­tität, Reporta­gen zum Com­ing-out homo­sex­ueller Sportler*innen, Doku­men­ta­tio­nen zum The­ma Regen­bo­gen-Fam­i­lien u.a.m. sind in ein­er solchen Land­schaft kaum mehr denkbar. Zen­tral dabei ist eine qual­i­ta­tiv hochste­hende und viel­seit­ige Berichter­stat­tung. Dazu gehören etwa das ver­mehrte Auf­greifen von les­bis­chen The­men, eine länger­fristige Beach­tung von Trans­the­men, Aufk­lärungskam­pag­nen für junge, ins­beson­dere queere Men­schen, aber auch das Weglassen von klis­chee­be­hafteten Bericht­en.

Die unterze­ich­neten LGBT-Ver­bände appel­lieren deshalb an die Stimm­berechtigten, ihre staat­spoli­tis­che Ver­ant­wor­tung wahrzunehmen und mit einem Nein zu No-Bil­lag sicherzustellen, dass die elek­tro­n­is­chen Medi­en in unserem Land weit­er­hin in allen Lan­desteilen über alle The­men des mod­er­nen Lebens sorgfältig, kom­pe­tent, sachgerecht und von ver­schiede­nen Stand­punk­ten aus bericht­en kön­nen.

 

Nein «NoBillag»! Die Stellungnahme der HAB

Wer in der Schweiz lebt, bezahlt Emp­fangs­ge­bühren. Damit finanziert sich die SRG zu 75 Prozent. Daneben erhal­ten auch weit­er lokale Radio- und Fernsehsta­tio­nen Gelder aus diesem Gebühren­topf.

Am 4. März stim­men wir über die Abschaf­fung der Radio- und Fernse­hge­bühren ab. Bei einem Ja über­lassen wir den Medi­en­markt den Regeln des Prof­its – alle gebühren­fi­nanzierten Radio und Fernsehsta­tio­nen ver­lieren die Sendelizen­zen, diese wer­den neu ver­steigert.

Das nicht-kom­merzielle Radio RaBe finanziert sich zu zwei Drit­teln aus dem Gebühren­topf und durch Mit­glieder­beiträge. Ohne Gebühren­gelder müsste RaBe den Betrieb wohl ein­stellen. Und auch GAYRADIO würde in der heuti­gen Form sich­er ver­schwinden – und viele andere Sendun­gen zu Poli­tik und Gesellschaft, über die son­st nie­mand berichtet.

Sind wir nicht auf fundierte, ser­iös recher­chierte und aufgear­beit­ete News angewiesen? Eine Leis­tung, die sich die schreibende Presse angesichts der schwinden­den Wer­beein­nah­men notabene immer weniger gut leis­ten kann.