IDAHOT 2017: «Du Schwuchtel, du hast hier nichts verloren!»

Erfahrungen und Statements gegen Diskriminierung

«Ken­nen Sie den Inter­na­tionalen Tag gegen Homo‑, Bi- und Trans­pho­bie?», fragt Reporter Lukas die Pas­san­ten am Rhein­ufer in Köln. Die Antworten sind alle neg­a­tiv. Denn dieser Gedenk­tag ist vie­len Men­schen unbekan­nt. Erst seit 2004 wird der Tag weltweit mit Aktio­nen gegen Diskri­m­inierung und für Vielfalt began­gen.

«Ich bin mit dem Para­graphen 175 aufgewach­sen. Das war straf­bar. Das wussten wir», sagt eine Senior­in während der Befra­gung. Viel mit­bekom­men habe sie davon aber nichts — auss­er im Radio. Aber das war weit weg. Die Auseinan­der­set­zung mit Diskri­m­inierung war damals kein All­t­ags­the­ma, son­dern ein Tabu. Etwa 140’000 schwule und bisex­uelle Män­ner wur­den nach dem Para­graphen bis Ende der 80er Jahre in Deutsch­land verurteilt. Für Men­schen, die danach geboren wurde, ist das lange her. Sie sind im Gegen­satz dazu damit aufgewach­sen, dass es mehr als nur het­ero­sex­uelle Lebensweisen gibt.

Diskriminierung heute undenkbar?

Das Bewusst­sein der jün­geren Gen­er­a­tion ist deshalb gröss­er. Auf die Frage, ob sie Diskri­m­inierung in ihrem Umfeld direkt erlebt haben, haben fast alle etwas zu erzählen. Da geht es um den schwulen Onkel, der an den Kopf gewor­fen bekam: «Du Schwuch­tel, du hast hier nichts ver­loren. Man sollte dich am besten abstechen!». Andere Passant*innen bericht­en von Belei­di­gung gegen den besten schwulen Kumpel im Zug oder von Has­srede im Inter­net. «Ein Fam­i­lien­mit­glied von mir ist homo­sex­uell», sagt eine junge Frau. Im Netz wurde er mit «Ihh, du Schwuch­tel, ver­piss dich! Was soll das denn?!?» beschimpft.

Die Antworten zeigen, dass noch viel zu tun ist — in den Köpfen der Men­schen, aber auch poli­tisch. Denn die meis­ten Befragten sind über­rascht, als sie von Reporter Lukas erfahren, dass Schwule, Les­ben und Bisex­uelle wed­er heirat­en noch Kinder adop­tieren dür­fen. «Das ist eigentlich schon eine Diskri­m­inierung durch den Geset­zge­ber», resümiert ein junger Mann, der zuvor fest davon überzeugt war, dass es keine Benachteili­gung mehr für diese Men­schen gibt.

«Liebe ist immer gut!»

Den­noch bleibt auch ein pos­i­tives Sig­nal von dieser Videoak­tion: Alle ange­sproch­enen Per­so­n­en haben gern und bere­itwillig ein Zeichen gegen Diskri­m­inierung geset­zt. Auf ein­er Tafel schrieben sie Sätze wie «Liebe ist immer gut» oder «Gegen Diskri­m­inierung» auf. Reporter Lukas dazu:

Ich hoffe, damit senden wir ein pos­i­tives Zeichen zum Inter­na­tionalen Tag gegen Homo‑, Bi- und Trans­pho­bie in die Welt. Wir wür­den uns freuen, wenn viele Men­schen diesem Vor­bild fol­gen und ihre
State­ments gegen Diskri­m­inierung unter dem Video als Kom­men­tar hin­ter­lassen.»

Queerblick e.V. ist ein Medi­en­pro­jekt für schwule, les­bis­che, bi* und trans* Jugendliche. Sie ler­nen, wie sie durch das Medi­um Film und Fernse­hen ihrer eige­nen Lebenssi­t­u­a­tion Aus­druck ver­lei­hen kön­nen. Die pro­duzierten Filme helfen anderen Jugendlichen im Com­ing-out.