Die “Transstelle” der HAB

Trans*-Rechte jetzt: Lautstarke politische Manifestation der Teilnehmer*innen der dritten Transtagung vor der Villa Stucki.
Trans*-Rechte jet­zt: Poli­tis­che Man­i­fes­ta­tion der Teilnehmer*innen der drit­ten Transta­gung vor der Vil­la Stuc­ki.

Der Stu­dent, Brud­er, Onkel, Fem­i­nist, Göt­ti und Trans­mann Jonathan Flurin Hesse ist neuer Trans*-Beauftragter der Homo­sex­uellen Arbeits­grup­pen Bern. Er löst mich nach rund vier Jahren ab. Aus diesem Anlass habe ich mich für die HABin­fo mit Jonathan Hesse und dem TGNS-Präsi­den­ten Hen­ry Hohmann über die Sicht­barkeit von Trans* inner­halb der HAB unter­hal­ten.

Mit dem Ein­set­zen eines Trans*-Beauftragten hät­ten sich die HAB unter den nationalen und regionalen LGB-Ver­bän­den als Vor­re­it­er gezeigt, meint Hen­ry Hohmann im Gespräch. Und er ergänzt, dass diese Pole­po­si­tion die HAB unbe­d­ingt beibehal­ten soll­ten: “Die Unsicher­heit und fehlen­des Wis­sen sind lei­der über­all noch vorhan­den”. Es sei wichtig, ergänzt Hen­ry, dass sich ger­ade auch regionale Vere­ine für Trans*-Themen engagierten: “Trans­men­schen sind über­all – auch in den HAB”.

Jonathan Hesse ist im bün­derischen Prät­ti­gau aufgewach­sen. Er studiert in Bern Sozial­wis­senschaft und Öffentlich­es Recht. Sein Com­ing-out als Trans­mann habe vor etwas über einem Jahr ange­fan­gen – und werde “wohl nie ganz aufhören” – und sein Umfeld habe “durch­wegs pos­i­tiv” reagiert.

“Men­schen, die sich nicht oder nicht nur dem Geschlecht zuge­hörig fühlen, welch­es ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, sind trans*”, erk­lärt mir Jonathan im Gespräch. Es sei wichtig, dass das Amt des Trans*-Beauftragten deshalb durch eine Transper­son wahrgenom­men werde. Deshalb habe er auch ohne zu zögern dieses Amt über­nom­men. Und so könne er sich zudem auch aktiv für die Com­mu­ni­ty ein­set­zen.

Im Moment gehe es ihm vor allem darum, auf die Sprache im Umgang mit Transper­so­n­en zu acht­en und für Trans*-Anliegen zu sen­si­bil­isieren. “Mein Ziel ist es, damit die Gle­ich­berech­ti­gung für Transper­so­n­en voran zu treiben”.

Als eines der wichtig­sten Ange­bote von regionalen Vere­inen wie den HAB seien Jugend­grup­pen. “Ich weiss, wie wichtig es ist, sich mit Gle­ich­gesin­nten tre­f­fen zu kön­nen und sich nicht allein zu fühlen”, ist Jonathan überzeugt. Aber auch das regelmäs­sige 3gang-Essen in der Vil­la Stuc­ki sei äusserst wichtig. Es sei “sehr entspan­nend”, sich mit Fre­un­den und Bekan­nten in ein­er Umge­bung tre­f­fen zu kön­nen, wo men­sch nicht “als anders” angeschaut werde.

Für seine Zukun­ft wün­scht sich Jonathan “weniger Bürokratie” bei allen amtlichen und nicht amtlichen Vor­na­mens- und Per­so­n­en­stand­sän­derun­gen. Und im Hin­blick auf die Stre­ichung der Gelder an die Beratung der HAB durch die Gesund­heits- und Für­sorgedi­rek­tion vor allem auch, dass die HAB weit­er­hin existieren.

Daniel Frey
aus der HABin­fo vom Novem­ber 2016

Seit 2011 find­et im Rah­men des 3gang der Trans*-Stammtisch statt. Sei­ther hat sich die HAB stetig dem T im viel­be­nutzen und beansprucht­en “LGBT” angenähert. Dabei wollen wir nicht nur gemein­same Ziele, son­dern auch spezielle Trans*-Ziele mit­tra­gen. “Im Grunde müsste sich”, ergänzt TGNS-Präsi­dent Hen­ry Hohmann, “die nationale LGBTI-Poli­tik in den regionalen Vere­inen spiegeln.”

Oder konkret: Sind schriftliche Doku­mente nach aussen in der Sprache transin­klu­siv – etwa durch die Ver­wen­dung des Gen­der­gap? Sprechen die HAB ihre Mit­glieder geschlecht­sneu­tral an? Muss sich men­sch beispiel­sweise bei der Anmel­dung als Vere­ins­mit­glied zwin­gend als “Herr” oder “Frau” definieren?

Daneben ist für Hen­ry Hohmann bei der Zusam­me­nar­beit zwis­chen Les­ben, Schwulen und Trans* die Aufk­lärung und Sicht­barkeit abso­lut wichtig: “Beispiel­sweise”, ergänzt er, “mit Ver­anstal­tun­gen zum The­ma und der Unter­stützung der drin­gen­den poli­tis­chen, gesellschaftlichen und rechtlichen The­men von Trans­men­schen”.