Deutschland traut sich! Und die Schweiz?

Punkt 8 Uhr wurde heute Vor­mit­tag in Berlin die 244. Sitzung des Deutschen Bun­destages eröffnet. Erstes Trak­tan­dum war ein Antrag zur Erweiterung der Tage­sor­d­nung — dem zuges­timmt wurde — die Debat­te über die Öff­nung der Ehe kon­nte begin­nen.

Der Regen­bo­gen über dem Deutschen Bun­destag (Bild: Face­book)

Nach der knapp ein­stündi­gen Debat­te wurde der Geset­zen­twurf in zweit­er Lesung per Handze­ichen angenom­men; es fol­gte als dritte Lesung die namentliche Abstim­mung …

Um 9.10 Uhr gab dann der Rat­spräsi­dent Nor­bert Lam­mert das his­torische Resul­tat bekan­nt: Der Bun­destag stimmte der Ehe für alle zu — mit 393 Ja‑, 226 Nein-Stim­men bei vier Enthal­tun­gen. Damit wird in Deutsch­land das Bürg­er­liche Geset­zbuch angepasst: «Die Ehe wird von zwei Per­so­n­en ver­schiede­nen oder gle­ichen Geschlechts auf Leben­szeit geschlossen» — mit allen Kon­se­quen­zen bis hin zum Adop­tion­srecht.

Allerd­ings muss das soeben vom Bun­destag ver­ab­schiedete Gesetz noch den Bun­desrat passieren — was früh­estens in dessen näch­ster Sitzung am 7. Juli geschehen kann. Legt der Bun­desrat keinen Wider­spruch ein, muss der Bun­de­spräsi­dent das Gesetz noch unter­schreiben, es wird veröf­fentlicht — und die ersten gle­ichgeschlechtlichen Paare kön­nen in Deutsch­land voraus­sichtlich ab 1. Okto­ber heirat­en.

Bravo Deutschland

Die HAB — die Homo­sex­uellen Arbeits­grup­pen Bern — zeigen sich über die his­torische Entschei­dung in Deutsch­land erfreut. Mit Schreck­en müssen wir gle­ichgeschlechtlich Lieben­den allerd­ings hier in der Schweiz fest­stellen, dass uns ein weit­eres Land in Sachen «gle­iche Rechte für alle» mit grossen Schrit­ten über­holt. Es wäre schön, wenn nun auch die Regierung in der Schweiz ein ähn­lich­es Tem­po vor­legen kön­nte, wie die Regierung in Deutsch­land.

Dass hier in der Schweiz schwule oder les­bis­che Paare kein Recht auf Eheschlies­sung und Adop­tion haben, ist diskri­m­inierend. Die Arbeits­gruppe Poli­tik der HAB fordert deshalb die Öff­nung der Zivile­he subito — und zwar ohne Kom­pro­misse.

Mit der Öff­nung der Ehe für gle­ichgeschlechtliche Paare würde die Geset­zge­bung in der Schweiz etwas gerechter. Wer heirat­en darf oder eben nicht, sollte nicht durch Geset­ze, son­dern durch Liebe und Zusam­men­halt entsch­ieden wer­den.

>Dossier: Ehe für alle