Der Irrläufer

Im Nor­we­gen der 70er Jahre sucht der junge Yngve Vilde seinen Platz in der (schwulen) Welt. Diese Geschichte ist in ein­er sehr direk­ten Sprache geschrieben: „Ich betete nur mit ein­er Hand – mit der anderen wich­ste ich“.

Das Buch begin­nt mit der ersten und einzi­gen grossen Liebe von Yngve – Mag­nus. Die glück­liche Zeit mit ihm dauert jedoch nicht lang. Mag­nus, welch­er in einem streng­gläu­bi­gen Umfeld aufgewach­sen ist, dis­tanziert sich immer mehr von seinem Schwul­sein und somit schliesslich auch von Yngve. Dieser verkraftet die Tren­nung nie richtig.

Mit 18 Jahren muss Yngve die Kathe­dralschule in Oslo wegen man­gel­haften Leis­tun­gen ver­lassen und arbeit­et danach in ein­er Bürsten­fab­rik. Es fol­gt der erste Besuch ein­er Schwu­len­bar, der erste Kon­sum von Alko­hol und Dro­gen. Yngve ent­deckt das wilde, schwule Leben.

Nach ein­er Reise durch Europa und schwieri­gen Beziehun­gen zu älteren Män­nern weist sich Yngve schliesslich sel­ber in eine psy­chi­a­trische Klinik ein.

Wichtige The­men im Buch sind das Schwul­sein, das Chris­ten­tum, die Beziehung zu älteren Män­nern („Jonas ver­langte, ich solle schreiben. Johannes ver­langte, ich solle fick­en“) und der Alko­holmiss­brauch („Meine Eltern rasteten aus, als mein Kadav­er in ihr Wohnz­im­mer schwank­te“). Der Autor spart auch nicht mit Gesellschaft­skri­tik, ins­beson­dere Kri­tik an der Psy­chi­a­trie.

Trotz ern­ster The­men ist das Buch sehr witzig geschrieben. Die Sprache ist reich an Bildern. Par­ties, Stre­it und andere Szenen wer­den auf eine über­spitzte, the­atralis­che Art geschildert. Der Autor hat die Geschichte von Yngve im Buch „Stern­schnup­pen“ fort­ge­set­zt. Bei­de Büch­er sind nicht mehr im Han­del erhältlich, kön­nen jedoch in der HAB Bib­lio­thek aus­geliehen wer­den.

Andreas Mosi­mann 15.05.2014

Gud­mund Vin­d­land
“Der Irrläufer”
Z.B.: Män­ner­schwarm­Skript Ver­lag, 1994
ISBN 3–928983-26–1, 342 Seit­en