Markus trifft Jack, Pesche trifft Heinz, Jack trifft Marco … Und sie wissen alle: Ihr Gegenüber ist schwul. Was heute dank Internet selbstverständlich ist, brauchte vor ein paar Jahren noch Orte an denen man sich physisch traf. Bars und Clubs, aber auch weniger offizielle Treffpunkte wie Parks, öffentliche Toiletten oder Autobahnraststätten dienten dem Knüpfen von Kontakten. Wenn nun jedoch der Kontakt zu mehr als einem Quickie führen sollte, war die Lage schwieriger. Wer sich mit anderen über die eigene schwule Identität oder Homosexualität in der Gesellschaft austauschen wollte, kam an solchen Orten naturgemäss nicht weiter. Die damalige Seminarleiterin der reformierten Heimstätte Leuenberg erkannte, wie viel Leid durch christliche Institutionen homo- und bisexuellen Menschen angetan wurde. Daher initiierte sie, dass im Jahr 1987 von Homosexuellen und Bisexuellen eine Tagung auf “kirchlichem Boden” veranstaltet werden konnte.
Heute ist die daraus entstandene Begegnung schwuler Männer (BSM) als Verein organisiert und es stehen eher das Treffen Gleichgesinnter und Workshops über allgemeine Themen wie Singen, Wandern, Yoga, Theater oder Fotografie im Vordergrund. Doch auch schwule Themen wie schwule Sexualität oder schwules Altern behalten ihre Berechtigung.
Wichtig sei, so der BSM-Vorsitzende Martin Leidreiter, dass die Begegnung für Menschen, die sich “männlich” definieren, reserviert bleibe: “Heterosexuelle Männer dürfen selbstverständlich unter der Bedingung teilnehmen, dass sie damit umgehen können, wenn sie von einem Mann angebaggert werden bzw. sich zwei Männer küssen.” Da sich im Verlaufe der Zeit die Anforderungen an Veranstaltungen dieser Art verändert haben, ist es für Leidreiter sinnvoll, dass beispielsweise Lesben ihre eigenen Veranstaltungen organisieren.
Doch wie sinnvoll ist diese Trennung der Geschlechter? Sind solche Veranstaltungen noch zeitgemäss? Eine jährlich bunte Gruppe schwuler und bisexueller Männer ist sich sicher: Für sie ist in einer Gesellschaft, in der man noch immer mit Vorurteilen zu kämpfen hat, in der man der Erwartung des Umfeldes gerecht werden soll, nach wie vor ein Gefäss im geschützten Rahmen nötig. Und wer weiss, vielleicht wird ja aus dem Wochenende zwischen Markus und Jack, Pesche und Heinz oder Jack und Marco mehr als eine schöne Erinnerung.
Frank Geister, Redaktion HABinfo
Cashback: HAB-Mitglieder erhalten übrigens bei Vorweisung des Mitgliederausweises während dem BSM-Wochenende vom 22. und 23. Oktober 30 Franken zurück.