Dass das gemeinsame Essen innerhalb der HAB eine grosse Tradition hat, weiss Ehrenmitglied Martin Fröhlich. Er ist 1978, also kurz nach der Gründung des Vereins, nach Bern gezogen und zur HAB gestossen. Damals war die HAB noch an der Brunngasse zu Hause und da brachten entweder einzelne Köche oder Gruppen Essen von zu Hause mit oder kochten vor Ort. Nach fast 40 Jahren erinnert sich “Mutter” Fröhlich vor allem noch daran, dass alles “recht chaotisch und spontan war”. Sicher sei aber, dass im Zusammenhang mit den HAB-Essen die “Bossibitti-Rezepte”, die in den HABinfos abgedruckt wurden, entstanden seien. Diese sollten Mut machen, selber zu kochen.
Bis 2006 waren die Rezepte von “Bossi und Beni Bitti” – eine beliebte Rubrik im HABinfo. Wobei die Info-Gruppe bei Martin “Bossi” Fröhlich zu Hause während den Sitzungen die Rezepte ausprobierte – die Beni kochte … Beliebt waren damals Wähen – besonders “dr Zwätschge-Chueche” – weil damals doch “Zwätschge” eine äusserst “beliebte” Bezeichnung für uns “Tunten” war. Berühmt berüchtigt wurde “Zwätschge” 1978 in der “Telearena” — der ersten Fernsehsendung der Schweiz, die abendfüllend Homosexualität thematisierte — mit dem Ausspruch “Lueg emal die säb Zwätschge det”.
Drei Rezepte von Bossi und Beni Bitti — für einen Lauchkuchen “anderschume”, für einen feinen Milch-Kuhfladen mit nobler burgundischer Herkunft und für ein “Restwärme-Gericht” …
Lauchkuchen “anderschume”
Vornehm und französisch heisst das Gericht “Tarte Tatin aux poireaux” und ist etwas, mit dem man Staat machen kann in der Küche — Liebe geht ja durch den Magen!
Der vornehme Kuchen ist recht einfach zuzubereiten: zwei bis drei Lauchstängel gut waschen, in ca. 1cm dicke Rädli schneiden, ca. drei Minuten im kochenden Salzwasser blanchieren und nachher gut abtropfen lassen. Nimm ein grösseres rundes Kuchenblech und verteile etwa zwei gestrichene Esslöffel voll feinen braunen Zucker darauf. Gib ca. 50g Butter in Flöckli gleichmässig darüber und dann den gut abgetropften Lauch. Wer es mag, kann auch feine Scheiben von zwei grösseren Zwiebeln darüber legen und mit Pfeffer aus der Mühle würzen.
Nun wird ein Blatt Blätterteig (bereits ausgewallt) darüber gelegt. Die Teigränder sollten etwas ins Blech hinunter gestopft werden und die Teigdecke mit einer Gabel leicht eingestupft, damit der Dampf (im Kuchen, nicht im Rohr!) entweichen kann. Das Ganze für 30 Minuten in den auf 200 Grad vorgeheizten Ofen schieben und gelegentlich prüfen, ob es nicht platzt oder schwarz wird. Wenn der Teig ganz knusprig aussieht, den Kuchen herausnehmen und etwa zehn Minuten stehen lassen.
Dann legst du den Kuchenteller verkehrt auf den Kuchen und kehrst das Ganze blitzschnell um, dass das Blech leer wird und der Kuchen “verkehrt”, das heisst eigentlich richtig, mit dem Teigboden unten auf dem KuchenteIler liegt. Nun sollten die Eigner obgenannter Körperteile bald am Tisch sitzen und den Lauchkuchen warm essen. Empfehlung: Mit einem gemischten Salat zusammen geniessen — den Gastgeber nachher …
Le Quemeu (Ggömö)
Der Quemeu (für fonetische Angaben siehe oben). Also, der Ggömö ist ein Burgunder Käsekuchen, der — selbstverständlich auch zu einem Glas guten Burgunder sehr mundet.
Man nehme: ein Päckli Kuchenteig (Benis Tipp: Nimm bereits ausgewallten Teig), 400g Frischkäse (Fromage Blanc), den du in ein Sieb gibst und gut abtropfen lässt, 3 Eier, 1 Suppenlöffel Mehl (nicht gehäuft), 1 Suppenlöffel Rahm (der neuerdings auch in der Schweiz Sahne heissen darf — welch ein Fortschritt!) und 1 Kaffeelöffel Salz. Der Käse wird mit dem Schwingbesen geschlagen, und im Schlagen werden die Eier und dann nach und nach die Sahne, das Mehl und das Salz daruntergezogen, so dass sich keine Knöllchen bilden. Dann kommt die Masse auf das Kuchenblech (mit einem Durchmesser von ca. 26cm), das vorher natürlich mit dem Teig belegt worden ist. Das Ganze für 30 Minuten in den auf 220 Grad vorgeheizten Ofen — und fertig ist die Hexerei: Diese feinen Milch-Kuhfladen nobler burgundischer Herkunft esse alle immer wieder gerne …
Flammkuchen
Die deutsche Form der Pizza entflammt die Herzen deiner Gäste. Wie die Pizza ist der Flammkuchen eigentlich ein “Restwärme-Gericht”. Das Brot ist für die nächsten Tage gebacken, der Ofen ist noch heiss und es sind noch Teigreste da. Weil in der traditionellen Küche möglichst alles verwertet und ausgenützt wird, schob man (eigentlich frau) nach dem Brot noch schnell ein Znacht in den Ofen: die Pizza oder eben den Flammkuchen. Der geht so:
Mit 500g Mehl und 20g frischer Hefe, einer Messerspitze Salz und einem halben Glas lauwarmem Wasser rührt man einen Brotteig zusammen. Das ist so einfach, wie es sich liest (aber Migros verkauft ihn auch fertig). Den ca. 5mm dick ausgewallten Teig gibt man auf ein Backblech, bildet aussen einen leichten Rand, giesst 2.5dl Creme double (auch Creme de Gruyere genannt) darauf und belegt alles mit etwa fünf in feine Scheiben geschnittenen Zwiebeln (“hab Friede im Herzen und Zwiebeln im Bauch, da hast du viel Freud’ und Luft hast du auch!”) und 100 bis 150g Speckmöckli. Salzen und pfeffern nach belieben. Nun kommt der Flammkuchen für etwa 30 Minuten in den auf 225 Grand vorgeheizten Ofen und wird nach Wunsch heiss oder lauwarm gegessen.
Bossi und Benni Bitti haben das Rezept aus dem Elsass, dessen Kultur noch immer weitgehend deutsch und dessen Sprache so herrlich deutsch und französisch gemischt ist. Deshalb meinen wir, dass ein Elsässer Riesling oder Tokayer besonders gut dazu munden.
En Guete. Eure Bossi und Beni Bitti